Bitte guckt eure Tiere nicht krank !

Veröffentlicht am 17. Januar 2025 um 07:57

Bitte guckt eure Tiere nicht krank

 

Wir alle kennen es. Dem Pferd geht´s nicht gut, es lahmt, mäkelt beim Fressen, kolikt immer wieder, die Haut hat Läsionen, wir erkennen ein Schmerzgesicht ... usw., usw.

 

In vielen Fällen geht das schon länger so; über Wochen, über Monate, über Jahre.

 

Wir tun, was wir können, um Ursachen zu ermitteln, Lösungen zu finden. Diverse Therapeuten geben sich die Türklinke in die Hand, doch es wird nicht besser, z. T. sogar schlimmer.

 

Was macht das mit uns?

 

Abgesehen davon, dass unser Kontostand zusehends schrumpft und wir mehr Kenntnisse über viele Vorgänge im Pferdeorganismus erworben haben, als so mancher Tierarzt, raubt es uns sprichwörtlich den letzten Nerv.

 

Von morgens bis abends wird gegrübelt, recherchiert, selbst der Schlaf bringt uns keine Ruhe, denn unser krankes Pferd ist auch in unseren Träumen immer präsent. Das beste Essen können wir nicht mehr genießen, Zeit für ein gutes Buch oder einen Besuch im Kino - Fehlanzeige. Unsere Arbeit (um das Geld für das kranke Pferd zu verdienen) schaffen wir nur noch mit äußerster Disziplin.

 

Das macht uns krank - erst seelisch und dann auch körperlich: Magen, Darm, diffuse Schmerzen, die Infektanfälligkeit steigt, die Knochen scheinen auch morsch zu werden. Stress, und den haben wir in solchen Zeiten in erhöhtem und andauerndem Maße, schadet im Dauerzustand jedem Lebewesen, nicht nur unseren Pferden.

 

Wenn wir endlich, nach langer Odyssee eine gute Lösung für unsere Probleme in Aussicht haben, z. B. einen Therapeuten / Berater der uns einen guten Plan an die Hand gibt, keimt erneute Hoffnung auf.

 

Doch was machen wir?

 

Anstatt uns der Hoffnung wirklich hinzugeben, bleiben wir kritisch, was auf Grund all der vorherigen Erfahrungen verständlich ist. Wir stören jedoch damit ganz extrem den Heilungsprozess - für das Pferd ebenso, wie für uns.

 

Wir kommen in den Stall und werfen eine besorgten Blick aufs Pferd, voller Angst, dass es wieder schlechter geworden ist. Wir rufen im Stall an und fragen nach, beauftragen die Stallgefährten / Boxennachbarn, einen Blick aufs Pferd zu werfen und uns stetig auf dem Laufenden zu halten. Steht das Pferd am Haus, rennen wir x-mal am Tag hinaus und schauen, wie es dem Pferd geht.

 

Wir suchen regelrecht nach einem Grund, um uns weiterhin Sorgen zu machen.

 

Die tägliche Angst und Sorge ums Pferd ist zu unserer Passion geworden, wir können uns ein Leben ohne diese negativen Gefühle, die uns längst beherrschen, eigentlich gar nicht mehr vorstellen.

 

Gründe dafür sind unter anderem "übertriebene" Hilfsbereitschaft. Es ist ja eigentlich ein schönes Gefühl, dass wir gebraucht werden - auch wenn wir täglich über unser schweres Los jammern.

 

Loslassen ist schwer. Besonders dann, wenn es die eigenen Ängste und Sorgen sind, von denen wir uns trennen sollen.

 

Was macht das mit unserem Pferd?

 

Unser Pferd wird dadurch von uns selber in seinen Möglichkeiten der Heilung beschnitten.

 

Pferde sind sensibel, sie sind meisterlich im Lesen unserer Körpersprache. Sie hören unseren Herzschlag bereits auf über einen Meter Entfernung. Sie riechen unseren (Angst)Schweiß und können an unserer Atemfrequenz erkennen, wie wir gerade drauf sind.

 

Gehen wir also weiterhin voller Angst und Sorge zu unserem Pferd, mit erhöhter Atem- und Herzfrequenz, dem entsprechenden "Bibber" in der Stimme, zeigen wir unserem Pferd ganz deutlich, dass irgendetwas nicht stimmt und das Pferd übernimmt diese Gefühle - es hat Stress, Sorge, Angst - es weiß nicht genau wovor, doch wenn wir ängstlich, besorgt sind, werden wir schon einen Grund dafür haben.

 

Wir gucken unsere Pferde krank

 

Wir schauen auf das Pferd; nicht entspannt, liebevoll, freudig. Besorgt, ängstlich, suchend - suchend nach neuen Hinweisen darauf, dass unser Pferd noch immer nicht über den Berg ist.

 

Wir starren es an.

 

Unsere Augen sitzen nicht seitlich am Kopf, wie bei Weidetieren. Unsere Augen sitzen nach vorne gerichtet - wie es bei Raubtieren der Fall ist.

 

Wir mustern das Pferd, um seinen Zustand einzuschätzen. Genau so, wie es Raubtiere auf der Jagd machen. Diese mustern ihre Opfer. Sie suchen nach Schwächen, um dann, wenn sie das schwächste Tier gefunden haben, zuzuschlagen.

 

Wir verhalten uns also genau so, wie ein Raubtier auf der Jagd, wenn wir beginnen, unser Pferd intensiv zu mustern, auf der Suche nach Zeichen von Schwäche und Krankheit.

 

Das Pferd gerät unter Stress, was jeden Heilungsfortschritt massiv behindert und - es fängt an, uns zu misstrauen.

 

Loslassen

 

Ein kleines Wort, aber nicht leicht umzusetzen. Wir müssen unsere Ängst, unsere Sorgen auf das notwendige Mindestmaß beschränken. Die Waage finden, zwischen Aufmerksamkeit und Entspanntheit. Wir wollen keine Betriebsblindheit oder gar Desinteresse, sondern das Verhältnis zwischen Fürsorge und freudigem Miteinander wieder normalisieren.

 

Therapie sollte nur ein Teil unseres beisammen Seins mit dem Pferd darstellen und nicht den Hauptpart - natürlich immer abgestimmt auf die aktuellen Gegebenheiten.

 

Das heißt, wenn ihr zu eurem Pferd geht, bemüht euch vorher um eine positive - wenn möglich fröhliche - Grundstimmung. Transportiert diese zu eurem Pferd.

 

Das beginnt schon damit, wie wir mit dem Pferd sprechen. Triefen wir vor Mitleid oder sagen wir unserem Pferd einfach, wie lieb wir es haben, wie sehr wir seine Tapferkeit und seinen Kampfgeist bewundern. Das alleine hilft dem Pferd - und auch uns - schon ganz enorm.

 

Ein kurzer Blick, um die Lage zu beurteilen: Alles unverändert? Gut, also ist es nicht schlechter geworden. Haben wir den Eindruck, dass etwas besser geworden ist, dann freut euch! Lacht, umarmt euer Pferd. Teilt ihm eure Freude mit. Vergesst für diesen Moment, was alles noch nicht klappt, sondern ergeht euch in Freude über euren Fortschritt, egal wie klein er ist.

 

Dann Therapiemaßnahmen zügig umsetzen - fertig damit - und Zeit mit dem Pferd genießen; Putzen, Kuscheln, spazieren, verwöhnen, schön machen, und, und, und ...

 

Ihr werdet bald merken, dass es eurem Pferd und auch euch damit viel, viel besser geht.

 

Das trifft natürlich nicht nur auf Pferde zu. Tiere spiegeln unsere Stimmung und sind extrem sensibel dafür. 

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